Montag, 18. Mai 2015

Beauty 2.0 ...


....oder......warum ich den Kollodium-Nassplattenprozess so sehr liebe. Eine wahre Schönheit entstellt nichts und mit den geeigneten Mitteln kann man eine Schönheit sogar noch schöner darstellen.... zumindest subjektiv und von meiner Warte aus betrachtet. Durch die charakteristische Blauempfindlichkeit des fotografischen Verfahrens Kollodium-Nassplatte bedingt, weiss man nie genau, wie das Ergebnis eines solchen Kollodium-Portraitshootings letztendlich aussehen wird.
Damals, anno 1850-1870, als man hauptsächlich dieses fotografische Verfahren zur Verfügung hatte, kannte man nur ein Ziel: Man wollte die Natur und den Menschen möglichst naturgetreu und unverfälscht darstellen. Deshalb setzte man alles daran, dem Verfahren diese Blauenpfindlichkeit auszutreiben...mehr oder weniger erfolgslos. Heute, zu Zeiten von Photoshop und Instagram, haben wir es schätzen und lieben gelernt, unseren Bildern einen eigenen Look zu verpassen. Anbei die liebe Laura, ganz ohne Photoshop, aber mit viel Licht und Liebe auf Glasplatte gebannt.


Andreas Reh - Photography on Facebook

Montag, 4. Mai 2015

Alles Lithium, oder was.....?


Kollodium-Nassplatte, 18x24cm, All-Lithium-Kollodium
Es ist schon eine Weile her, dass ich mit Kollodiumrezepten herumgespielt habe. Es war schlicht und einfach nicht nötig, weiterhin zu experimentieren, da ich mit dem auf Lithiumsalz basierenden "New Generation" Kollodium meine umwelt- und gesundheitsbewusste Kollodiumlösung gefunden hatte (siehe Artikel Januar 2014
http://kollodium.blogspot.de/2014/01/alles-biooder-was.html)

Einzig die Tatsache, dass dieses Kollodium aufgrund des Kaliumanteiles immer ein paar Tage zum Klären braucht, hat mich nun dazu veranlasst, wieder einmal etwas Neues auszuprobieren. Mein Nassplatten-Kollege aus den USA, Brian Cuyler http://www.uvphotographics.com/ hat etwa zur gleichen Zeit wie ich angefangen, mit Lithium-Kollodiummischungen herum zu experimentieren. Er verzichtete in seinen Rezepten gänzlich auf andere Salze und nahm ausschliesslich Lithiumiodid und Lithiumbromid als Zutaten. Brian hat in der Zwischenzeit umfangreiche Tests mit seinen Lithiummischungen angestellt und verkauft das sogenannte All-Lithium-Kollodium auch als Fertigmischung über seinen Shop. Ich habe das auf seiner Webseite publiziertes Rezept nun auch einmal selber angemischt und ausprobiert. Ein kleiner Stolperstein bestand darin, dass in Europa erhältliches Lithiumiodid extrem teuer ist und man auf Lithiumiodid Hydrat ausweichen muss. (der geringfügig abweichende Molekulargewichtsanteil ist zu vernachlässigen, aber wer es genau nehmen möchte, man muss 17% mehr Lithiumiodid+H2O zu dem auf Lithiumiodid-Basis kalkuliertem Rezept hinzugeben)

Zu den Ergebnissen: Das All-Lithium-Kollodium ist in etwa so lichtempfindlich, wie mein New Generation Kollodium, also ca. 25% empfindlicher als mir bekannte Mischungen auf Cadmium-/ Ammonium-/ Kaliumbasis. Allerdings hat das All-Lithium auch wiederum den Nachteil, im nassen Zustand relativ empfindlich auf mechanische Einwirkungen zu reagieren, der Film ist weich, berührungsempfindlich und haftet auch nicht besonders gut auf der Glasplatte. Man muss also sehr vorsichtig agieren. Es ist aber Alles noch im akzeptablen Bereich. Der grosse Vorteil der All-Lithium-Mischung besteht aber in der unkomplizierten Mischung und der Möglichkeit, es sofort und ohne Klären zu verwenden. Allerdings hat es in den ersten Tagen nach dem Anmischen noch nicht seine maximale Empfindlichkeit erreicht, auch dazu hat Brian auf seinem Blog umfangreiche Tests veröffentlicht. Im Hinblick auf das Tonwertespektrum ist es ein grossartiges Kollodium! Alles in Allem also eine weitere sinnvolle Alternative zu den gesundheitsgefährlichen Cadmium-Mischungen.

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