Samstag, 30. Januar 2016

Ein "Bad Ass" LED-Licht für Lau ?

LED Lichttechnik wohin man schaut, also war es für mich an der Zeit, diese neue Lichttechnologie einmal auf Kollodium-Nassplattentauglichkeit zu testen. Ein Vergleichstest zwischen Energiesparlicht, HMI-Licht und LED-Licht, durchgeführt von Alex Timmermanns vor 2 Jahren brachte die Erkenntnis, dass LED-Licht durchaus brauchbar ist, allerdings in der von ihm getesteten Ausführung als LED-Flächenpanel nicht ganz die erhoffte Leistung brachte (siehe auch: I-have-seen-light). Die LED-Technik machte in den letzten zwei Jahren allerdings revolutionäre Fortschritte über die man nicht einfach hinweg sehen kann, ich beschloss das Risiko einzugehen und baute einen Prototypen mit neuester LED-Technologie.
Da wir "Wetplater" bekanntlich sehr sehr viel Licht brauchen, um adäquate Belichtungszeiten bei einer Empfindlichkeit von ISO 1 hinzubekommen, habe ich bei meinem Prototyp geklotzt statt gekleckert, zwei 100W Chip-LED´s, 6000 Kelvin, hellweiss, auf einem Kupfer-CPU-Kühler montiert und zusammen mit der Treiberelektronik, Ventilator, Netzfilter und Schalter in ein schickes Gehäuse eingebaut, fertig war die Lampe. Der adaptierte Stativ-Alu-Neigekopf stammte von einem polnischen Fotozubehörhandler, ich hatte in seit 5 Jahren in meinem Arsenal herumliegen. Er war damals für knapp 20 Euro zu haben.
Ein Test mit vorgehaltenem Diffousor bracht 5 Sekunden Belichtungszeit bei einem 1/2 Körper Portrait, damit kann man schon gut leben. Es ist ein Prototyp, es wird nun eine zweite verbesserte Version mit  vier 100W Chip LED´s geben. Der Lichtkopf wird ein neues Design gekommen, sodass eine handelsüblich Softbox adaptiert werden kann.
Ich hoffe auf 3 Sekunden Belichtungszeit mit dieser neuen 400 Watt-Version. Die Kosten für die hier abgebilderte 200 Watt-Leuchte betragen ca. 380 Euro für Material, 3,5 kg Gewicht bringt sie auf die Waage. Zusammen mit den Vorteilen der Stossfestigkeit, sofort abrufbarer maximaler Beleuchtungsstärke, Kompaktheit, preiswerter Ausführung, nur geringer Abwärme, nahezu unbegrenzter Lenbensdauer und unkomplizierter Handhabung ist dies meiner Meinung nach die Leuchte der Wahl.


Update: Eine 400W-Version wurde inzwischen fertig gestellt. Das Gewicht hat sich leider durch den benötigten massiven Kupferkühlkörper auf 5,4 kg erhöht, ein stabiles Stativ ist deshalb dringend erforderlich. Mithilfe eines Speedring-Adapters bin ich nun in der Lage handelsübliche Softboxen zu adaptieren.

Die Belichtungszeiten liegen jetzt in der Tat um 3 Sekunden, jedoch hat sich in der praktischen Nutzung ein gravierender Nachteil herausgestellt. Das Licht ist mit kleinen Lichtformern < 140cm zu hell, um vom Model noch komfortabel ertragen zu werden! Ein Ganzkörper-Belichtungstest, gemacht mit einer 150cm Softbox in meinem kleinen Studio erzielte 3 Sekunden Belichtungszeit mit einem 300/4.5 Objektiv auf 18x24cm Platte.

Eine feine Sache, leider für mein kleines Studio jedoch nicht praktikabel händelbar.  Deshalb habe ich einen weiteren LED-Strahler mit einer Leistung von 300W hergestellt, damit ich diesen auch mit kleineren 80cm Lichtformer für Portraits nutzen kann. Die 400W Version gebe nun ich zusammen mit der grossen 150cm Schirmsoftbox an Kaufinteressenten ab (600 Euro komplett).

Donnerstag, 28. Januar 2016

Eine Kollodiumfotografie entsteht



Letzes Jahr war der professionelle auf Mallorca wohnende Schauspieler und Model Ruben Batalla zu Gast in meinem Atelier. Wir haben natürlich ein paar Aufnahmen auf Kollodium-Nassplatte gemacht. Festgehalten und aufbereitet auf Video wurde dieses Shooting von meiner lieben Freundin Diana Hirsch aus Mallorca. Herausgekommen ist dabei ein bezaubernder 10-Minuten Film über die Herstellung einer Kollodium-Nassplatte den ich euch nicht vorenthalten möchte!
Andreas Reh - Photography on Facebook

Dienstag, 19. Januar 2016

Neue Wege...


"Entanglements"
Kollodium-Nassplatte auf Klarglass, 18x24cm
Es ist einige Zeit vergangen seit meinem letzten Post, meine vergangen Artikel drehten sich meist um die technische Seite der Kollodiumfotografie, diesmal geht es mehr um meine eigenen Stimmungen und Emotionen. Ein neues Jahr hat begonnen und wie das so um den Jahreswechsel herum ist, man macht sich Gedanken, schaut zurück und plant für die Zukunft. Nach drei Jahren Kollodiumfotografie habe ich mir einmal mehr die Frage gestellt, warum mache ich dass überhaupt, warum investiere ich so viel Zeit und Geld, um am Ende eines ganztägigen Fotoshootings drei schmutzige Glasplatten in Händen zu halten. Platten,  die mir im Nachhinein den Schrank voll stellen und die zu allem Übel die Frage aufwerfen, was mache ich jetzt damit?

Zum Verständnis vorab die Info, ich fotografiere in meiner Freizeit, nicht gewerblich und ich verdiene kein Geld mit der Fotografie. Es ist ein reines Hobby und Hobbies kosten Geld und machen Spass. Ist dies also die Erklärung, warum ich dass tue, des Selbstzweckes wegen, als Zeitvertreib? Ich fürchte, ganz so einfach ist es nicht!

"In between heaven and hell"
Kollodium-Nassplatte auf Klarglass, 18x24cm
Erinnern wir uns, warum ich 2012 mit dieser Art Fotografie angefangen habe. Es war zum Einen der augenscheinlich Look, der mich magisch faszinierte, gepaart mit der handwerklichen Ausführung in Verbindung mit historischen Apparaten und Rezepten. Hinzu kamen dann die konsequente Konzentration auf den Akt des Bildermachens, der Langsamkeit in der Ausführung und der Tatsache, das die resultierenden Aufnahmen physikalische Unikate zum Anfassen darstellen, kein temporäres und schnell wieder vergessenes Bit-Gefüge auf archivierten Festplatten. Und dafür war mir kein Aufwand zuviel und keine Investition zu gross. Es sind sicher nachvollziehbare Gründe. Aber wie dass nun einmal so ist, wenn man etwas Jahrelang macht, sich Routine einstellt und man nicht mehr täglich mit chemischen und technischen Herausforderungen und Überraschungen konfrontiert wird, es wird irgendwie weniger faszinierend, es wird langweilig. Zu dieser Erkenntnis gesellte sich eine trübe November-Jahres-end-Stimmung und Zorn über undankbare Modelle und verständnislose Mitmenschen. Ich war drauf und dran die Sache hinzuwerfen, einige wenige Freunde machten mir aber Mut und standen mit Rat und Tat zur Seite. Besonders die Aussage einer Facebook-Freundin, dass ich mir die negative Energie zunutzte machen sollte, um mich weiterzuentwickeln, gab mir zu denken.


Nun, ich hatte also meinen  Kopf voll trüber Gedanken, ich war gefangen in einem Netz aus Selbstzweifel und einer guten Portion Zorn auf die Gesellschaft (einfach so, wie jeder Künstler auf diesem Planeten), wie zum Teufel sollte ich dass jetzt positiv nutzen? Da half nur lautes Schreien und zwar so, wie es alle Künstler machen, all die Gedanken, Zweifel und Zorn durch das gewählte Medium ausdrücken und herausschreien. Und ich hatte mit der Kollodiumfotografie ein Medium an der Hand, welches sich wie kaum ein anderes dazu eignet, dunkle Stimmungen zu transportieren.


"Wanderer between worlds"
Kollodium-Nassplatte auf Klarglass, 18x24cm
Genau im richtigen Moment, als hätte sie meinen Hilferuf gespürt, kam mir ein schon fast aus den Augen verlorenes Lieblingsmodel zu Hilfe. Ein ganz besonderer Mensch, eine coole Socke, eine Frau die das nötige Vertrauen mitbringt und die nötige Stimmung und Verrücktheit auch selbst im Kopf trägt. Sie war mein perfektes Medium weil ich wusste, ich muss ihr meine Stimmung nicht aufdrücken. Sie verstand und spürte es selbst, auch wenn sie sich sicher in diesem Moment gar nicht bewusst darüber war, wie wichtig ihre Mitwirkung für mich war. Wir machten gleich nach dem Jahreswechsel zwei Kollodium-Fotoshootings, die mir dabei halfen, meiner Stimmung Ausdruck zu verleihen. Die resultierenden Bilder sind so geworden, wie ich sieh mir vorgestellt habe. Sie sind anders, sie sind dass, was momentan in meinem Kopf vor sich geht und sie sind ein Grund und Bestätigung für mich, warum ich mit der Kollodiumfotografie weitermache. Kollodium ist ein hervorragendes Medium zum visualisieren von Stimmungen und Emotionen. Sicher, es ist kein Alleinstellungsmerkmal von Kollodiumfotografien, in der Hand eines guten Künstlers können Emotionen auf vielfältige Weise visualisiert werden. Es ist aber mein gewähltes Medium. Es geht also weiter mit meiner Fotografie auf Glasplatten, nachdenklicher, dunkler und selektiver. Ich werde verstärkt nach Modellen Ausschau halten, die mit meiner Stimmung im Kopf konform gehen, nur dann ist auch zu erwarten, dass die Bilder es wert sind, in Kollodium festgehalten zu werden. Wer als Model diesen Weg mit mir gemeinsam gehen möchte, sollte sich melden.

Andreas Reh - Photography on Facebook