Zurück zur Kamera, diese wurde damals natürlich nicht eigens für die Nassplattenfotografie konstruiert. Um sie für den Einsatz mit Nassplatte fit zu machen, sind zwei Anpassungen nötig: Wir brauchen eine passende Aufnahme für die Nassplatten und der Fokus der Kamera muss neu justiert werden.
Die zur Kamera passenden Filmhalter sind zu flach für die Aufnahme von Glas oder Blechplatten. Die ebenfalls damals üblichen Filmmagazine kann man zwar entsprechend umbauen und lichtdicht abdichten, jedoch sind sie aus Eisen- oder Aluminiumblech und das führt in Verbindung mit unseren Silbernitratgetränkten Nassplatten zu massiver Korrosion und infolge dessen zu sehr unsauberen Bildern, weil die Oxidationsrückstände zwangsläufig die Nassplatten kontaminieren.
Es ist deshalb viel einfacher, einen Radikalschnitt zu machen, indem man die Kamera mit einer Aufnahme für einen Standard-Filmhalter ausstattet, weil man diese wiederum sehr einfach zur Aufnahme von Glasplatten umrüsten kann.
Da meine Kamera nur einen geringen materiellen oder historischen Wert besitzt, ist ein Radikalumbau zu rechtfertigen. Gut ist es, wenn das Kameragehäuse, wie in meinem Fall, aus Holz ist. Dann fällt es leichter, Umbauten vorzunehmen. Ich hatte zudem das Glück, dass die Kamera exakt die gleiche Breite besitzt, wie ein Standard 4x5“ Filmhalter aus Kunststoff. Ich habe kurzerhand das Rückteil der Kamera einfach abgesägt, die Schnittstellen an der Kamerarückseite mit einem Edding wieder geschwärzt, einen Standard 4x5“ Filmhalter aufgelegt und mit 2x2cm Messing L-Winkel eine passende Aufnahme zum Einschieben des Halters angefertigt. Das geht natürlich auch viel einfacher mit den im Baumarkt erhältlichen schwarzen Eck-Kunststoffprofilen, ist dann aber weniger „edel“. Um den Einschub lichtdicht zu machen habe ich vor dem Anschrauben zwischen den Profilen und dem Kameragehäuse schwarzes Silikon aufgebracht und eine flache Nut zum Einkleben von schwarzem Samt als Lichtfalle an der Öffnung des Kassettenfaches an der Kamerarückseite eingearbeitet.
Nachdem das vollbracht war, konnte ich einen Filmhalter passend für die Aufnahme von Nassplatten umrüsten. In meinem Fall ergab der Umbau ein Plattenformat von 88x116mm...mehr ist aus einem Standard 4x5“ Filmhalter auch nicht herauszuholen. Geeignet für einen solchen Umbau sind Filmhalter mit Aluminium-Mittelblech wie z.B. die „Lisco Regal“ Halter oder die „Fidelity Elite“ Serie. Eine gute Anleitung zum Umbau eines Filmhalters zur Aufnahme von Kollodium-Nassplatten gibt hierzu der Artikel meines Kollegen Alex Timmermanns:
http://collodion-art.blogspot.de/2010/10/normal-film-holder-for-wet-plate.html
Nun passte der originale Mattscheibenhalter der Kamera natürlich nicht mehr in den modifizierten Filmhalter-Einschub. Kein Problem dachte ich mir, einfach eine Mattscheibe in einem weiteren umgebauten Standard 4x5“ Filmhalter befestigt und alles ist gut?!? Denkste, hier kommt eine kleine fiese Unbekannte ins Spiel mit der ich so nicht gerechnet hatte. Die sogenannte „chemische Fokusdifferenz“ machte mir hier das Leben schwer. WTF? Chemischer Fokus, was zum Teufel ist das, werden sich nun Einige fragen.

Bei unserem Kollodiumverfahren ist das nun genau umgekehrt, der Fokuspunkt liegt deutlich vor der Filmebene, im Falle meines 135mm Laack-Objektives ganze 4 mm! Das ist für so eine kleine Kamera eine ganze Menge und hat mich wirklich überrascht! Aber es ist nichts Ungewöhnliches und auch kein Beinbruch. Die richtige Mattscheibenebene musste bei meiner Kamera also genau in Höhe der Auflage des Filmhalters angebracht werden. Gesagt, getan, ein kleiner Holzrahmen um die Mattscheibe drumherumgebaut und fertig war der Mattscheibenhalter zum Einschieben in die Kamera.


Andreas Reh - Photography on Facebook
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen